Wo Tür und Tor Seele bekommen

Mainzer Metallgestalter Michael Gradinger glänzt mit Design und innovativen Konzepten

MAINZ. Im Hof in der Grabenstraße 58 wimmelt es vor Kreativität. Mitten im alten Ortskem von Mainz-Gonsenheim blicken dem Besucher kunstvoll gestaltete Tore, individuelle Zaun-Entwürfe und allerlei weitere Metallkunstwerke entgegen, die durch ihre persönliche Note ins Auge stechen. Wer sich näher mit den Werken von Michael Gradinger auseinandersetzt, merkt schnell, dass dem Ideenreichtum hier keine Grenzen gesetzt sind.

Jedes Unikat soll etwas Besonderes sein

In der benachbarten Werkstatt des Metallgestalters entstehen echte Unikate. Ein Fakt, dem der- 42-jährige hohe Bedeutung beimisst. Schließlich soll jede seiner Arbeiten etwas ganz Besonderes sein. „Ich möchte Gebrauchsgegenstände wie Türen, Tore und Zäune so gestalten, dass sie eine Seele bekommen und mit der Architektur stimmig sind. Das ist mein Anspruch“, erläutert der Ur-Gonsenheimer seine Philosophie. Ob Privatkunden, die Städte Mainz und Frankfurt oder auch die Bistümer Mainz und Speyer – die Zahl derjenigen, die Gradingers Handwerkskünste in Anspruch nehmen, könnte kaum größer sein. Das Einzugsgebiet reicht vom Saarland über ganz Rheinland-Pfalz bis nach Hessen. „Wir wollen mit unseren Arbeiten neue Maßstäbe setzen. Es ist die Verarbeitung, die uns von anderen abhebt. Ich lege viel Wert auf Detailarbeit“, unterstreicht Gradinger, dessen traditionsreiches Familienunternehmen bereits im Jahr 1886 gegründet wurde und bis 2006 von seinem Vater Hermann geführt wurde. Seit dem steht der gelernte Schlosser selbst an der Spitze des renommierten Betriebs, zu dem neben einer Auszubildenden und einem Facharbeiter auch Gradingers Lebensgefährtin Milena Knap zählt. Die Architektin hilft bei Entwürfen und deren Umsetzung am Computer. Ganz nebenbei lässt es sich auch Hermann Gradinger nach wie vor nicht nehmen, seinem Sohn unter die Arme zu greifen. Der 74-Jährige hat die Firma zu dem gemacht, was sie heute ist.
„Mein Vater war seiner Zeit immer ein Stück voraus. Er hat damals mit Unkonventionellem angefangen, hat Rohre gebogen und geknickt und immer voll hinter seinen Ideen gestanden. Das hat dann mit der Zeit immer mehr Beachtung gefunden“, berichtet der ehemalige Produktgestalter über die Anfänge der kreativen Erfolgsgeschichte. Einer Erfolgsgeschichte, die sich erst unlängst wieder in Form einer begehrten Auszeichnung bemerkbar ausgezahlt hat.

Wirtschaftlich und individuell produzieren

Nachdem Gradinger bereits im vergangenen Jahr mit dem Designpreis des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet wurde, erhielt der studierte Gestalter im Handwerk nun auch den rheinland-pfälzischen Preis des Handwerks 2010 für sein innovatives Zaunsystem. „Ich habe ein System entwickelt, um Zäune und Tore wirtschaftlich zu produzieren und trotzdem individuell zu gestalten. Dieses Projekt ist mein Baby, und ich möchte das Produkt am Markt etablieren und einer breiteren Masse zugänglich machen“, erläutert der Gonsenheimer nicht ohne Stolz. „Es steckt ein nachhaltiger Systemgedanke dahinter. Alle möglichen Profile können verwendet werden, man kann es kombinieren und hat mannigfaltige Möglichkeiten, es verändern zu können“, betont der überzeugte Rheinhesse und Italien-Liebhaber, der in seiner knapp bemessenen Freizeit gerne mit seiner Freundin ins Theater geht oder Ausstellungen besucht.
Dass er den Preis des Handwerks bekommen hat, ist für Gradinger auch eine wertvolle Anerkennung seiner Arbeit. „Die Ituy hat meine dahinter stehende Idee erkannt. Ich habe mittlerweile viele gute Kontakte, und diesen Flow will ich auch in Zukunft unbedingt nutzen“, sagt der kreative Kopf, der zu vielen zufriedenen Kunden ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hat. Da trifft es sich gut, dass Gradinger bereits für die nächste Auszeichnung nominiert worden ist. Mit seinem Zaun-System ist er einer der Kandidaten für den Designpreis Deutschland 2011. „Das ist eine der Top-Auszeichnungen überhaupt. Diese Nominierung treibt mich an und gibt mir Energie“, freut sich der Metallgestalter.

Quelle: Andreas Riechert, Mainz – AZ, Oktober 2010