Heiligenreliquie wird am Ostermontag in den Altar der Heidesheimer Georgskapelle eingesetzt
HEIDESHEIM – Von seinem Bruder Arnulf, der als Mönch in Stift Neuburg bei Heidelberg lebte und 1967 bei einem Unfall ums Leben kam, erhielt Pfarrer Georg Lehmann einst ein ganz besonderes Geschenk. Die in einer Silberkapsel versiegelte Reliquie des Heiligen Georg war danach viele Jahre in der Obhut des Geistlichen. Jetzt soll der winzige Knochenpartikel, neu präsentiert in einem geschmiedeten Stahlkreuz, die Altar-Vorderfront der Georgskapelle in Heidesheim schmücken.
Georg Lehmann möchte mit dieser Spende seine in Jahrzehnten gewachsene Verbundenheit mit der Katholischen Pfarrgemeinde Sankt Philippus und Jakobus in Heidesheim zum Ausdruck bringen. Der inzwischen 85-Jährige, der vor 60 Jahren zum Priester geweiht wurde und dieses seltene Jubiläum auch in Heidesheim feierte, übernahm in der Vergangenheit immer wieder Vertretungen in der Gemeinde. Eine eigene Pfarrei hatte er nie; war immer als Religionslehrer in Mainz tätig. Inzwischen wohnt er im Draiser Caritas-Altenzentrum Maria Königin. Am Ostermontag will Georg Lehmann den Gottesdienst in der Georgskapelle mitfeiern. Über die Geschichte des Knochensplitters kann er aber keine Angaben machen, versichert aber: „Ich habe die Reliquie stets in Ehren gehalten.“
Jürgen Widura, der Vorsitzende des Fördervereins Sankt Georgskapelle, freut sich über das unerwartete Geschenk für das ungewöhnliche Gotteshaus in der Gemarkung: „Mit der Georgsprozession, die in diesem Jahr nicht an Pfingsten, sondern bereits an Ostern stattfindet, eröffnen wir traditionell das Jahr.“ Die Halterung in Kreuzform, in der die Silberkapsel mit dem Knochenteilchen präsentiert wird und auch die vatikanische Urkunde von 1935 zur Bestätigung der Echtheit der Reliquie einen Platz findet, stammt aus der Werkstatt des renommierten Metalldesigners Michael Gradinger aus Gonsenheim. Dort wurde bekanntlich auch der Mainzer Domsgickel saniert.
Ehrendomkapitular Klaus Forster setzt am Ostermontag die Reliquie ein. Der örtliche Pfarrer Thomas Catta erklärt im Vorfeld auf Anfrage der AZ die religiösen Zusammenhänge: „Die Reliquien im Altar erinnern daran, dass die Gemeinschaft der Kirche und die Feier der Heiligen Messe Lebende und Tote verbindet und auch daran, dass die Kirche auf dem Bekenntnis der Glaubenszeugen aufbaut. Die Heiligen wissen wir im Himmel. So verweisen die Reliquien von Heiligen im Altar auf unsere Hoffnung auf das ewige Leben.“ Georg, einst römischer Offizier unter Kaiser Diokletian, wird zu den 14 Nothelfern gezählt; er gilt als Patron der Reiter, der Ritter, der Sattler und Schmiede, der Soldaten und Schützen, der Wanderer, der Pferde, des Viehs und der Bauern. Bekannt ist die Legende vom Drachentöter Georg.
Die aufwendig sanierte und mit viel Engagement ausgestattete Georgskapelle – auch die vier Fenster wurden inzwischen erneuert – hat eine wechselvolle Geschichte. Teile stammen noch von einem keltisch-römischen Landgut, das Mitte des ersten Jahrhunderts gebaut wurde. Der Ausbau zur Pfarrkirche mit Georgspatronat erfolgte um 950. Wallfahrten, auch zu Ehren des Heiligen Georg, fanden vom 13. bis 17. Jahrhundert statt.
Von Dieter Oberhollenzer
Quelle: Allgemeine Zeitung